14.08.2025
Lutherischer Weltbund mahnt zum Welttag der humanitären Hilfe: Kürzungen treffen die Schwächsten
Am Welttag der humanitären Hilfe 2025 schlagen die Mitarbeitenden der Länderprogramme des Lutherischen Weltbundes (LWB) Alarm: Kürzungen in der humanitären Hilfe drängen die Schwächsten in noch tiefere Not.
Ob Förderzentren für frühkindliche Entwicklung im Südsudan, Hilfe für Geflüchtete im Kamerun und Uganda oder marginalisierte Gemeinschaften in Myanmar – die Kürzungen von Not- und Entwicklungshilfe gefährden das Leben derjenigen, die bereits so viel verloren haben.
Zukunftschancen in Gefahr
Im Südsudan musste das LWB-Länderprogramm die Arbeit in 60 Förderzentren für frühkindliche Bildung aufgeben. Die Schließungen betreffen sowohl sudanesische Geflüchtete als auch die Aufnahmegemeinschaft vor Ort. Sie beenden den Zugang zu geschützten Räumen für Vorschulkinder, die ihnen frühes Lernen, Schutz und emotionale Unterstützung ermöglicht haben.
„Zehntausend Kinder zwischen drei und fünf Jahren in der Provinz Maban gehen zurzeit nicht zur Schule“, sagt Maureen Ogutu, die für Bildungsarbeit in den vier Geflüchtetenlagern in Maban im Bundesstaat Upper Nile im Südsudan zuständig ist. In dieser Region, die eine große Zahl sudanesischer Geflüchteter aufgenommen hat, zeichnen sich bereits Konflikte und Ernährungsunsicherheiten ab. Als die finanziellen Hilfen gekürzt wurden, haben Dutzende von Lehrkräften, viele selbst Geflüchtete, ihre Arbeit verloren. Dies, so warnt Ogutu, dürfte langfristige Folgen haben: „Diese Kürzungen werden sich auch negativ auf die Anmeldung von Kindern zur Grundschule auswirken.“ Für viele dieser Kinder ist dies die einzige Bildung, die sie jemals bekommen werden.
Auf sich allein gestellt
In Norden Kameruns muss das LWB-Büro in Maroua dieses Jahr mit einem um zwei Drittel gekürzten Budget arbeiten und sieht sich gezwungen, die Hilfen für 15.000 schutzbedürftige Menschen praktisch einzustellen. In der Region leben Geflüchtete, die der Gewalt in Nigeria entkommen sind. Viele ergriffen in ihrer Verzweiflung jetzt drastische Maßnahmen, um zu überleben, berichtet Programmkoordinator Ezechiel Kodji: „Raubbau an der Natur, Landaufgabe, Prostitution, Diebstahl – besonders Frauen und Kinder sind oft mehrfach traumatisiert: durch ausbleibende Hilfen, das Verlassenwerden durch Väter oder Ehemänner, sowie ein erhöhtes Risiko sexualisierter Gewalt und Ausbeutung. Viele von ihnen sind nun in extremer Verwundbarkeit auf sich allein gestellt.“
Eine ähnliche Situation beschreibt das Team in Uganda, auch hier treffen die Kürzungen Menschen, die kaum die Möglichkeit haben, die Folgen zu bewältigen. Die Unterstützung für Kinder mit besonderen medizinischen Bedürfnissen, für ältere Menschen und für Menschen mit Behinderungen musste gekürzt werden, erklärt Patrick Kyeyune, Projektmanager beim LWB- Programm in Uganda.
Kyeyune weist darauf hin, dass diese Mittelkürzungen nicht nur die gesundheitliche Versorgung beträfen: Wiederaufforstungsprojekte, Zugang zu sauberem Trinkwasser und die Lebensmittelversorgung für Menschen, die vor Krieg und Kriegsgräueln geflohen sind, seien ebenfalls zusammengestrichen worden. „Alle diese Dienste wurden aufgrund der globalen Kürzung von Hilfsgeldern eingeschränkt.“
„Wenn sich die Welt von den Menschen in größter Not abwendet, zahlen wir alle den Preis – in Form zerstörter Leben, verlorener Zukunftsperspektiven und zerbrochener Hoffnungen. Beim LWB-Weltdienst erleben wir dies täglich in den Gemeinschaften, denen wir dienen“, sagt Allan Calma, Koordinator der globalen humanitären Arbeit des LWB-Weltdienstes.
„Unsere Mitmenschlichkeit verlangt von uns, dass wir den Blick nicht abwenden. Am Welttag der humanitären Hilfe rufen wir alle – Geberorganisationen, Partner, Mitgliedskirchen, Familien, ob jung oder alt – dazu auf, im Gebet und im Handeln jenen Menschen beizustehen, die am dringendsten Schutz brauchen.“
Jahresbericht 2024 des LWB: https://lutheranworld.org/resources/publication-lwf-world-service-annual-report-2024